Nikolaus Geyrhalter

(*1972 in Wien)

2009

DIE LETZTEN TAGE - in Produktion

(A + 100 Min. + 35mm (HDCam) + Dokumentarfilm)

 

Die Anderlfabrik bei Schrems: Eine Textilfabrik mit langer Geschichte, der seit Jahren der Konkurs droht. Hoffen, Bangen, Warten - Arbeiten im permanenten Ausnahmezustand, der normal ist in dieser Region. DIE LETZTEN TAGE ist eine Beobachtung von Arbeiterschicksalen über eine Dauer von mehreren Jahren - ein Film über den Prozess des Arbeitsloswerdens aus der Sicht der Betroffenen, der anonyme Arbeitslosenzahlen zu Menschen macht und ein Denkmal für Industriezweige, die in Europa auszusterben beginnen.

 

 

2008

7915 KM

(A + 106 Min. + 35mm (HDCam) + Cinemascope + Dokumentarfilm)

 

Ein Rallye-Spektakel macht sich aus dem Staub - auf den Spuren der “Dakar” 2007 geht der Film 7915 KM auf die Suche und begegnet in Marokko, der Republik Sahara, Mauretanien, Mali und dem Senegal der vielfältigen Gegenwart Afrikas. 7915 KM macht die Distanz deutlich, die durch politische und wirtschaftliche Verhältnisse, aber auch die gegenseitigen Vorstellungen und Vorurteile zwischen Europa und Afrika geschaffen wird. Und er macht die Nähe spürbar, die sich in den Erzählungen über den Alltag, die Arbeit, Sorgen und Hoffnungen auftut. Ohne die ernüchternde Realität aus den Augen zu verlieren, entsteht so eine Hommage an Menschlichkeit und Langsamkeit, die eingefahrene Wahrnehmungen in Frage stellt und viele vermeintlich afrikanische Probleme auf uns selbst zurückwirft.

 

 

2005

UNSER TÄGLICH BROT

(A + 90 Min. + 35mm (HDCam) + Dokumentarfilm)

 

Willkommen in der Welt der industriellen Nahrungsmittelproduktion und der High-Tech-Landwirtschaft! Zum Rhythmus von Fließbändern und riesigen Maschinen gibt der Film kommentarlos Einsicht in die Orte, an denen Nahrungsmittel in Europa produziert werden: Monumentale Räume, surreale Landschaften und bizarre Klänge - eine kühle industrielle Umgebung, die wenig Raum für Individualität lässt. UNSER TÄGLICH BROT ist ein Bildermahl im Breitwandformat, das nicht immer leicht verdaulich ist - und an dem wir alle Anteil haben. Eine pure, detailgenaue Filmerfahrung, die dem Publikum Raum für eigene Erkenntnisse lässt.

 

 

2001

ELSEWHERE

(A + 240 Min. + 35mm (HDCam) + Dokumentarfilm)

 

Das Jahr 2000, anderswo: 12 Monate. 12 Episoden. Wochen, Tage, Momentaufnahmen anderer Lebensentwürfe. Tradition und Veränderung. Menschen unterschiedlicher kultureller und geographischer Herkunft. Ein Film über ihr Leben. Eine Reise durch Stimmen und Töne von anderswo, ohne Kommentar. Landschaften, Weltanschauungen: Wüste, Schnee, Täler, Dschungel, Eis, Regenwald, Felsen, Sümpfe, Berge, Meer, Wälder, Südseeatoll. Eine Hommage an das Leben am Beginn des 21. Jahrhunderts.

 

 

1999

PRIPYAT

(A + 100 Min. + 35 mm (S16mm) + S/W + Dokumentarfilm)

 

Die Stadt Pripyat liegt fünf Kilometer neben dem Atomkraftwerk Tschernobyl. 50.000 Menschen haben hier bis 1986 gelebt. Heute ist Pripyat eine von der Miliz schwer bewachte und hoch kontaminierte Geisterstadt inmitten der radioaktiv verseuchten Zone, die von der Ukraine bis tief nach Weißrußland reicht. Die Dörfer wurden größtenteils evakuiert. Wer in die Zone will, braucht spezielle Genehmigungen, und wer sie verlassen möchte, wird einem dosimetrischen Check unterzogen. Die 30-km-Zone ist mit einem Stacheldraht eingezäunt. Sie ist ein willkürlich mit dem Zirkel abgemessenes Gebiet und entspricht nicht der realen Verseuchung der Böden.
Etwa 15.000 Menschen leben oder arbeiten hier. Im immer noch aktiven 3. Block des Kraftwerks, in der Zonenverwaltung, bei der Miliz oder in den zahlreichen Forschungseinrichtungen finden sie begehrte, weil gut bezahlte Arbeitsplätze. Viele der Dörfer sind bewohnt. Von ihren ausgesiedelten und illegal zurückgekehrten, aber geduldeten Eigentümern oder von Menschen, die sich bewußt in die praktisch unüberwachbare Zone mit den vielen leerstehenden Häusern flüchten. Pripyat ist auch der Name des Flusses, der am Kraftwerk vorbei in den Dnjepr fließt, und heute noch die Bewohner der Zone mit Fischen versorgt. "Pripyat" erzählt vom Überleben in einem improvisierten Mikrokosmos, in dem man nichts essen, nichts trinken und bei Wind keinen Staub einatmen sollte - doch weil Radioaktivität mit menschlichen Sinnen nicht wahrnehmbar ist, hält sich kaum jemand an diese Empfehlungen.

 

 

1997

DAS JAHR NACH DAYTON

(A + 204 Min. + 35mm (HDCam) + Dokumentarfilm)

 

Das Jahr nach Dayton ist die Beobachtung des ersten Friedensjahres in Bosnien anhand einiger Porträts von Bosniern, die vielleicht repräsentativ sind für die Bewohner dieses noch so jungen Staates, der in erster Linie durch äußere Einflüsse zusammengehalten wird.
Es geht um Menschen vor dem Hintergrund eines noch lange nicht durchgestandenen Krieges, um ein mögliches und in vielen Fällen auch nicht mehr mögliches Miteinander-Leben und um die Veränderungen, die 1996 passieren werden. Rajko, der serbische Mechaniker, muß zum zweiten Mal mit seiner Familie das Haus verlassen, in dem er lebt, diesmal allerdings, weil das Gebiet, in das er während des Krieges geflohen ist, nach dem "Dayton Agreement" nun wieder an die moslemisch-kroatische Föderation zurückgegeben wird; Nermin, der Schauspieler, der im Krieg beide Beine verloren hat, wird vielleicht wieder eine Rolle einstudieren; und Halid, der Schafhirte aus einem kleinen Dorf nahe Novi Travnik im moslemischen Teil des Landes möchte gerne seinen Freund im kroatischen West-Mostar wiedersehen und geht auf die für ihn nicht ungefährliche Reise.

 

 

1994

ANGESCHWEMMT

(A + 86 Min. + 35mm (S16mm) + S/W + Dokumentarfilm)

 

Die Welt an der Donau wird im wesentlichen von zwei Faktoren bestimmt: dem Fluß und den oft seltsamen Eigenheiten der Menschen, die an ihm leben. Und man trifft viele dort: Fischer und Friedhofwärter, buddhistische Mönche, Donauinselkleingärtner, gestrandete Frachter, Sandler und Soldaten. Sie alle verbindet der große Strom, gegen den sie schwimmen. Von all diesen Gesichtern, Geschichten und Sehnsüchten erzählt dieser Film; in ruhigen Bildern wird von den unzähligen Wasserleichen, die auf dem Alberner "Friedhof der Namenlosen" begraben sind, ebenso erzählt wie von dem rumänischen Frachter, der mit seiner Frau nun schon bald ein Jahr in Wien auf seinem Schlepper festsitzt, weil die Donaublockade im ehemaligen Jugoslawien seine Heimreise verhindert.